Info Fragebuch

Das Fragebuch, Inhalt, Entstehung und die wissenschaftlichen Prinzipien, auf denen es aufbaut sind eingehend beschrieben in:
The Language and Culture Atlas of Ashkenazic Jewry (LCAAJ).
Prepared and published under the aegis of an Editorial Collegium, M. Herzog, V. Baviskar, U. Kiefer, R. Neumann, W. Putschke, A. Sunshine and U. Weinreich.Tübingen (Niemeyer) / New York (YIVO). Vol. II: A. Sunshine/ U. Weinreich/ B. S. Weinreich/ R. Neumann, Research Tools. Tübingen/New York 1995: *9 -*88; passim.

Grundgrüst für die Interviews bildet ein von Uriel Weinreich sorgfältig vorbereiteter Fragenkatalog. Er wurde den Interviewern an die Hand gegeben, um die jeweilig erhobene Information über das Jiddische vergleichbar zu halten.

Der Fragenkatalog untergliedert sich in zwei übergeordnete Teile: einen umfassenden jiddischsprachigen Teil ("Ankete – Stabilizirter Nusekh" / "Stabilized Master Questionnaire"). Mit ihm richtete man sich an alle die Interviewpartner, die aus den vor allem östlich gelegenen Orten des Sprachgebietes stammten, wo Jiddisch bis 1939 die gesprochene Alltagssprache gewesen war (etwa 450 Belegorte). Dieser jiddische Questionnaire hat am Schluß auch einen kleinen Teil mit französischen Ergänzungsfragen für Sprecher aus dem Elsaß und Luxemburg.

Ein zweiter, weit kürzerer Teil mit Fragen auf deutsch (Western Questionnaire – WQ) richtete sich an Interviewpartner aus dem Westen des Sprachgebiets, bei denen Jiddisch schon lange vor dem Krieg nicht mehr gesprochene Alltagssprache gewesen war (etwa 150 Belegorte). Man wollte hier Spuren des Jiddischen nachzeichnen, die sich bei den Interviewpartnern bewahrt hatten, auch wenn diese bereits mit Sprachen wie Deutsch, Französisch oder Niederländisch aufgewachsen waren.

Durch Klick auf Fragebuch werden die Nummern der von Uriel Weinreich festgelegten Frageabschnitte aufgerufen (jeweils die ersten drei Stellen der 6stelligen Fragenummern):
Die Nummern 001.010 bis 220.010 beziehen sich auf den ostjiddischen Fragenkatalog.
Die Nummer 221... bezieht sich auf (französische) Ergänzungsfragen zum ostjiddischen Fragenkatalog (Elsass).
Die Nummern von 222. ... an bis Ende beziehen sich auf den Fragenkatalog zum Westjiddischen.

Das Fragebuch ist durch ein historisch gewachsenes Nummernsystem gekennzeichnet. Es gliedert sich in Abschnitte, die sich jeweils auf eine Seite des ursprünglich hektographierten Fragebuches beziehen, das die Interviewer für ihre Arbeit verwendeten. Ein Frageabschnitt enthält durchschnittlich um die 10 Hauptfragen (bezeichnet durch die 4. und 5. Stelle der sechsstelligen Fragenummer). Die Hauptfragen können sich ihrerseits in Unterfragen unterteilen – bezeichnet durch die letzte Stelle der Fragenummer.

So enthält der Frageabschnitt 112 insgesamt dreizehn Hauptfragen:
112.010
112.020
112.030
112.040 etc.
Die Hauptfrage 112.040 umfaßt vier Unterfragen:
112.041
112.042
112.043
112.044

Die 9stelligen Fragenummern zum Westjiddischen erklären sich aus dem Bezug zum großen ostjiddischen Fragenkatalog. Während die Frageabschnitte fortlaufend weiterzählen – die ersten 3 Stellen -, wird bei den Fragen selbst – also den 6 letzten Stellen - auf Parallelfragen im ostjiddischen Fragenkatalog verwiesen, sofern es solche gibt:
Die Nummer 223.208010 zum Beispiel ist eine Frage zum Westjiddischen im Abschnitt 223 und verweist auf die Frage 208.010 im ostjiddischen Fragenkatalog.

Für die ostjiddischen Interviews wurde der Fragenkatalog 1961 standardisiert niedergelegt, der Fragenkatalog zum Westjiddischen in den Folgejahren. Das Fragebuch erfuhr im Verlauf des Interviewprozesses über die Jahre hinweg einige Veränderungen beziehungsweise Zugaben, die in die ursprüngliche Fassung jeweils mit Datum integriert wurden. Die Modifikationen sind also im Fragebuch nachzulesen und – abhängig vom Aufnahmedatum – im betreffenden Interview natürlich auch zu hören.

Die einzelnen Interviewer handhaben das im Fragebuch vorgegebene Frage-Antwortspiel unterschiedlich. Manche gehen zielstrebig von Frage zu Frage und lenken die Unterhaltung mehr oder weniger rigide. Andere lassen den Interviewpartnern Freiraum zum Erzählen. Je nach Interesse des Benutzers mag die eine oder die andere Gesprächsführung mehr oder weniger ergiebig sein. Durch die Fragestruktur ist jedoch eine generelle Vergleichbarkeit von Interviewabschnitten sichergestellt.